Im Jahr 1819 gründete Reichsfreiherr Karl vom Stein in Frankfurt die "Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde", aus der später die "Monumenta Germaniae Historica" hervorgingen. Diese haben ihren Sitz erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Bayern, dennoch sind sie seit Anbeginn mit der bayerischen Geschichte verbunden. So war der erste stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft der bayerische Gesandte beim Frankfurter Bundestag, Johann Adam Freiherr von Aretin. In seinem Haus fanden die Sitzungen der Anfangsjahre statt. Der spätere bayerische König Ludwig I. wurde als einer der ersten zum Ehrenmitglied der Gesellschaft gewählt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Initiativen zur Verlegung der Monumenta nach München. Um diese "bayerischen" Traditionen des Unternehmens nicht nur dem Fachpublikum, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, konzipierten die MGH die Ausstellung "Bayern und die Monumenta Germaniae Historica", die am 19. Januar 2013 durch ein Symposion eröffnet wurde. Die fünf Vorträge des Symposions beleuchteten verschiedene Aspekte der bald zweihundertjährigen gemeinsamen Geschichte Bayerns und der Monumenta.
CHRISTIAN LOHMER (MGH) gab in seinem Vortrag an Hand von wichtigen Personen und Ereignissen einen kurzweiligen Überblick über diese fast 200 Jahre "bayerischer" MGH-Geschichte. So zeugen zum Beispiel die in Aussicht genommenen Residenzorte in München wie das ehemalige Armeemuseum (heutige Staatskanzlei) und das Prinz-Carl-Palais (heutiger Amtssitz des bayerischen Ministerpräsidenten), die zeitweilige Unterbringung im Schloss Weißenstein in Pommersfelden und der Umzug in die Räumlichkeiten der Bayerischen Staatbibliothek München von der "bayerischen" Verwurzelung der MGH.
ARNO MENTZEL-REUTERS (MGH) stellte den Philologen und Mediävisten Ludwig Traube (1861-1907) vor. Dieser hatte nicht nur den ersten in Deutschland eingerichteten Lehrstuhl für Mittellatein an der LMU München inne, sondern auf ihn geht auch die heutige Fachbibliothek der MGH zurück. Sie befand sich zunächst in Berlin, kam dann über Pommersfelden schließlich 1949 nach München.
NIKOLA BECKER (MGH) sprach über die Neuetablierung der MGH in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie vollzog sich unter den ehemaligen Präsidenten der MGH Theodor Mayer (1883-1972) und Friedrich Baethgen (1890-1972), dem Präsidenten der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Walter Goetz (1867-1958), sowie dem kommissarischen Leiter der MGH in Pommersfelden Otto Meyer (1906-2000).
MARTINA HARTMANN (MGH) verfolgte in ihrem Vortrag die Lebensläufe von Margarete Kühn, Friedel Peeck, Ursula Brumm und Irene Ott, vier Mitarbeiterinnen der MGH, die zwischen 1943 und 1945 in Berlin und Pommersfelden tätig waren. Sie hob Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in den durch den Zweiten Weltkrieg geprägten Lebens- und Arbeitsstationen dieser Frauen hervor.
HANS-JOACHIM HECKER (Stadtarchiv München) beleuchtete die zum Teil schwierigen Verhandlungen über die Rechtsform der MGH. Dass die MGH heute eine Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, geht auf Hermann Krause (1902-1991), den Münchner Rechtshistoriker und ehemaligen Zentraldirektor der MGH, zurück.
Moderiert wurde das mit 85 Teilnehmern sehr gut besuchte Symposion durch die Präsidentin der MGH, CLAUDIA MÄRTL, die auch das Schlusswort sprach, und dem Landeshistoriker DIETER J. WEIß (LMU München). Eine Publikation der Beiträge des Symposions ist geplant.
Nach den Vorträgen führte ARNO MENTZEL-REUTERS (MGH) durch die Ausstellung, die dann im Anschluss mit einem kleinen Empfang im Foyer des 1. Stocks offiziell eröffnet wurde. Sie ist noch bis zum 8. März im Foyer des Historischen Seminars der LMU München zu sehen.
Vortrag "Bayern und die MGH - (Fast) 200 Jahre gemeinsame Geschichte" von Dr. Christian Lohmer
Fotos: Ramón Grote