Wer? Wann? Wo? Auf diese Fragen wagte Prof. Eric Knibbs (MGH) in seinem Online-Vortrag am 28. April in der MGH-Vortragsreihe "Zurück zu den Quellen" eine Antwort und bot auch für die Nicht-Kanonisten unter den rund 60 Teilnehmern anregende Einblicke.
Was im 9. Jahrhundert einen oder mehrere Geistliche dazu gebracht haben mag, in Sammlungen von kirchenrechtlichen Texten einzelne Stücke so zu fälschen, dass sie die eigenen Ansichten untermauerten, kann man sich nach diesem Vortrag besser vorstellen: Meinungsverschiedenheiten über Regelwerke, Anhängerschaft für einen Kirchenmann, Abneigung gegen einen anderen, Ärger über politische Einflussnahme, feste moralische und spirituelle Vorstellungen vom Bischofsamt usw. - zeitlose Streitpunkte! Auch die Vorgehensweise von „Pseudoisidor“, gefälschte unter viele korrekt wiedergegebene Informationen zu mischen, kommt einem im 21. Jahrhundert sehr bekannt vor.
Antworten von Eric Knibbs auf die oben gestellten Fragen:
Wer: auf jeden Fall nicht Paschasius Radbertus, sondern ein oder mehrere Kleriker aus dem Umfeld von Ebo von Reims
Wann: in den 840er Jahren
Wo: nicht ausschließlich in Corbie, sondern in verschiedenen Kloster- und Dombibliotheken im heutigen Nordfrankreich (und auch anhand einer eigenen kleinen und feinen „Handbibliothek“ arbeitend)
Mehr zum Thema finden Sie auf der Projektwebseite von Prof. Eric Knibbs: pseudo-isidore.com
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