*31. Januar 1947 in Mainz, † 14. September 2018 in Bonn
Die Monumenta Germaniae Historica trauern um ihren Alt-Präsidenten Rudolf Schieffer.
Am 14. September 2018 starb in Bonn nach kurzer schwerer Krankheit und dennoch unerwartet Prof. Dr. Rudolf Schieffer im 72. Lebensjahr.
Herr Schieffer war von 1994 bis 2012 Präsident der MGH. Sein ganzes wissenschaftliches Leben und Werk war eng mit den Monumenta verbunden.
Im Jahr 1975 holte Horst Fuhrmann ihn als wissenschaftlichen Mitarbeiter nach München und beauftragte ihn mit der Herausgabe der Briefe Erzbischof Hinkmars von Reims aus dem 9. Jahrhundert. Erst vor wenigen Wochen ist der 2. Teilband dieser Briefausgabe erschienen, mit dem Herr Schieffer die Edition, die in den 1930er Jahren Ernst Perels begonnen hatte, fortsetzte. Bereits 1980 hatte Rudolf Schieffer zusammen mit Thomas Gross Hinkmars Schrift De ordine palatii in der Reihe MGH Fontes iuris herausgegeben und 2003 einen umfangreichen Band mit weiteren Briefen und Schriften Hinkmars bei den MGH publiziert.
Seine an der Universität Regensburg eingereichte Habilitationsschrift über "Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbots" erschien 1982 in der großen Schriftenreihe der MGH. Bereits 1980 hatte er München verlassen, um in seiner Heimatstadt Bonn den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte einzunehmen. Er blieb auch von Bonn aus dem Institut verbunden, arbeitete an seinem Editionsprojekt, rezensierte in großem Umfang für das Deutsche Archiv für Erforschung des Mittelalters und kam in jedem im Frühjahr und im Sommer nach München, um in der Bibliothek zu arbeiten - nach seiner Aussage war das für ihn der beste Urlaub.
Bereits 1983 war er zum ordentlichen Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta gewählt worden und 1994 trat er dann als Nachfolger von Horst Fuhrmann das Präsidentenamt an. Gleichzeitig übernahm er zusammen mit Johannes Fried die Herausgeberschaft für das Deutsche Archiv, das ihm sehr am Herzen lag.
Während seiner gesamten Amtszeit, die zwar auch von der Teilnahme an vielen Tagungen und Kommissionssitzungen geprägt war, war es ihm ein Anliegen, die eingereichten Editions-, Buch- und Aufsatzmanuskripte selbst durchzusehen, bevor sie in Druck gingen. Wenn später am Abend noch Licht aus dem Lesesaal des Instituts auf die Ludwigstraße fiel, konnte man davon ausgehen, dass Herr Schieffer dort saß und an einem der zahlreichen Vorträge arbeitete, die er mit großer Begeisterung hielt, oder eingereichte Manuskripte überprüfte.
Nach seinem Eintritt in den Ruhestand ging Rudolf Schieffer zurück in seine Heimatstadt Bonn, aber die Zahl seiner knappen und präzisen Rezensionen für das Deutsche Archiv blieb annähernd gleich und er arbeitete jetzt mit größerem Engagement an seiner Hinkmar-Edition, die zum Abschluss zu bringen ihm nicht mehr vergönnt war.
Die Monumenta Germaniae Historica werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Martina Hartmann