„Sie sind Ihrer Zeit voraus“, meinte MGH-Präsidentin Prof. Dr. Martina Hartmann mit einem Augenzwinkern bei der Vorstellung des Redners am Vortragsabend der MGH und der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 6. März 2024 und verwies auf den Weltfrauentag am 8. März.
Prof. Dr. Ernst Tremp, Editor der Neuausgabe der St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli) Ekkeharts IV., sprach über die Erwähnungen von Frauen in den Erzählungen aus dem berühmten Benediktinerkloster im 10. Jahrhundert, aufgeschrieben von dem gelehrten Leiter der St. Galler Klosterschule um die Mitte des 11. Jahrhunderts. Tremp begann seinen Vortrag mit der Szene, aus der der Titel seines Vortrags stammte, „Fortunatę qui tam pulchram discipulam docere habes grammaticam“, und löste das Rätsel des fehlerhaften Lateins: Ekkehart hatte dem Sprecher bewusst gesprochenes Vulgärlatein in den Mund gelegt, um ihn als wenig gebildet darzustellen.
Tremp berichtete, wie ihn selbst die Fülle und Bandbreite von Episoden in den Klostergeschichten Ekkeharts IV., in denen Frauen eine Rolle spielen, erstaunt hätte; bis dahin, dass Ekkehart die Kaiserin Adelheid als „litterissima“, Allergebildetste, bezeichnete – eine Auszeichnung, die der St. Galler Mönch in seinem Werk keinem der zahlreich genannten männlichen Gelehrten zuerkannt hatte. So bekam das Auditorium zu hören von gebildeten Frauen, Ehe und Familie, Witwen, unverheirateten Frauen, frommen Frauen und Reklusen, dienenden Frauen und abschließend zum Thema Frauen und Erotik.
Eine kurzweilige Zeitreise 1000 Jahre in die Vergangenheit!