Im vergangenen Jahr wurden sechs Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler durch Stipendien für Forschungen im Münchener Institut der MGH gefördert.
Tobit Loevenich promovierte von 2018 bis 2022 am Trinity College Dublin /Irland bei Dr. Immo Warntjes zu einem der ältesten insularen Lehrbücher zur Osterfestberechnung, dem Computus Einsidlensis. Nach der erfolgreichen Verteidigung der Dissertation im Februar 2023 nutzte er den dreimonatigen Forschungsaufenthalt von Mai bis Juli 2023 bei den MGH, um die Edition des Computus Einsidlensis für die Veröffentlichung vorzubereiten.
gefördert durch ein Arno Borst-Postdoc-Stipendium
Giacomo Pirani, der an der Universität Pavia /Italien promoviert, nutzte seinen Aufenthalt bei den MGH für seine Dissertation über die theoretisch-musikalische Abhandlung „Ritus canendi vetustissimus et novus“. Diese Abhandlung wurde zwischen 1458 und 1464 vom Kartäusermönch Johannes Gallicus (†1473), einem ehemaligen Schüler von Vittorino da Feltre, in Mantua verfasst. Pirani untersucht die Parallelen zwischen Gallicus' Reformprogramm für die Musikausbildung und den Ideen sowie Gutachten anderer Kartäuser im deutschen Raum. Die Ergebnisse seiner Untersuchung tragen dazu bei, die Rolle der Kartäuser in der Reform des monastischen Lebens zu erhellen und ihre Ansichten zum Verhältnis von Musik, Liturgie und Ausbildung zu beleuchten.
gefördert durch ein MGH-Monatsstipendium
Sofia Santosuosso, die an der Universität Venedig / Italien und an der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris / Frankreich über die Summa Dictaminis des Thomas von Capua (1213–1268) promoviert, untersuchte während ihres zweimonatigen Aufenthaltes bei den MGH die Beziehungen zwischen päpstlichen Briefen und bestimmten Bereichen der mittelalterlichen Rhetorik. Zudem wertete Santosuosso die großteils unveröffentlichten Arbeiten Emmy Hellers, der ersten Editorin der Summa dictaminis, im MGH-Archiv aus: „Die Konsultation von Hellers unveröffentlichter Dissertation ermöglichte es mir, die Quellen für eine gründliche und aktuelle Biographie des Thomas von Capua zu erschließen, und lieferte mir ein interessantes und bisher unveröffentlichtes Modell für die innere Gliederung des Werkes.“
gefördert von Pro arte edendi – Freunde der MGH e. V.
Anja Thaller (Universität Mannheim) trieb im Rahmen ihres Aufenthaltes in München die Edition der Korrespondenz Margarethes von Savoyen (1420-1479) voran, ein hinsichtlich Überlieferung, Umfang, Mehrsprachigkeit wie sozialständischer Provenienz der Korrespondenzpartner/-innen besonderes Corpus. Neben der Nutzung der reichen Bibliotheksbestände vor Ort konnte Thaller einschlägige Überlieferung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv einsehen und sich mit deutschen und internationalen Kolleginnen und Kollegen vernetzen.
gefördert durch ein Arno Borst-Postdoc-Stipendium
Felix Wilhelm von der Universität Erfurt befasst sich in seiner Dissertation mit dem Vierten Kreuzzug, in dessen Verlauf Konstantinopel von den Kreuzfahrern erobert wurde: ein weltpolitisches Ereignis, das künftige Prozesse und Entwicklungen über einen sehr langen Zeitraum maßgeblich beeinflusste. In der Forschung wurden zumeist die Motive und Interessen der einflussreichen Kreuzzugsteilnehmer herausgearbeitet, es wurde jedoch versäumt bzw. nicht ausreichend untersucht, welchen Einfluss die „einfachen“ Soldaten auf den Fortgang des Unternehmens hatten. Gerade vor dem Hintergrund der Bedeutung, welche dem Thema selbst heute noch beigemessen wird (siehe etwa das Schuldeingeständnis Papst Johannes Pauls II. 2001 in Athen) erscheint es adäquat, die Thematik mit einem neuen Fokus zu untersuchen.
gefördert durch ein MGH-Monatsstipendium
Patrick Woll von der Universität des Saarlandes promoviert zur Thematik der Finanzverwaltung und Wirtschaftsführung des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Während seines vierwöchigen Aufenthaltes wertete er auch die Bestände des Bayerischen Hauptstaatsarchivs hinsichtlich relevanter finanzadministrativer und ökonomischer Quellen aus. Dank des Stipendiums der MGH konnten zahlreiche bislang unbeachtete Dokumente ermittelt und so ihre wissenschaftliche Nutzbarmachung ermöglicht werden.
gefördert durch ein MGH-Monatsstipendium