Prekarien und Teilurkunden in Lotharingien im 10. und 11. Jahrhundert - Trier, Metz, Toul, Verdun, Lüttich - (Schriften 69) LXIV und 386 S. mit 45 z.T. farb. Abb. 8°. 2014. ISBN 978-3-447-10161-5Ln. EUR 55, -
Im 10. und 11. Jh. entstand in Lotharingien eine neue Form von auf Gegenseitigkeit beruhenden Verträgen. Diese Entwicklung wurde einerseits durch lokale Traditionen, andererseits aber auch durch neue politische, soziale und ökonomische Herausforderungen begünstigt. So kam es im Laufe des 10. Jh. zur Begegnung zwischen der Vertrags- und Urkundenform der Prekarie einerseits und der diplomatischen Form der Teilurkunde (auch oft als "Chirograph" bezeichnet) andererseits. Die vorliegende Studie geht nun mehreren Fragen nach: Inwiefern und warum war Lotharingien die (oder eine) Wiege der kontinentalen Teilurkunde? Was bedeuten die Übernahme und der besondere Erfolg dieser neuen Ausstellungsform für Prekarien im regionalen Kontext? So bietet sie zunächst eine Bestandsaufnahme aller noch fassbaren lotharingischen Prekarien und Teilurkunden aus dem betrachteten Zeitraum. Die systematische Analyse des ermittelten Urkundencorpus nach formalen und inhaltlichen Kriterien zeigt dann Tendenzen und Entwicklungslinien in der Beurkundung von Prekarien und Leiheverträgen einerseits und der Praxis der Chirographierung andererseits auf. Diese beiden Schritte ermöglichen drittens eine Interpretation der vorgefundenen Phänomene, wobei die Urkunde als Mittel der "Visualisierung" von sozialen Beziehungen in einer Epoche zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit betrachtet wird. Die Synthese des Buches enthält schließlich eine Reihe von Fallstudien, in denen einzelne Stücke in Form von "Momentaufnahmen" genauer untersucht und in ihrem jeweiligen historischen Kontext besprochen werden.