Wie erst am letzten Freitag bekannt wurde, verstarb am 19. März in Tübingen Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Harald Zimmermann (*12. September 1926 - † 19. März 2020) im 94. Lebensjahr. Er wurde bereits im engsten Familienkreis beigesetzt, was aufgrund der Corona-Pandemie derzeit leider unumgänglich ist.
Harald Zimmermann gehörte als Abgesandter der Mainzer Akademie der Zentraldirektion von 1973 bis 2008 an und nahm - ohne ein einziges Mal zu fehlen - an 36 Plenarversammlungen teil. Bereits im Jahr nach seinem Eintritt in die Zentraldirektion gelang es ihm, die Mainzer Akademie dazu zu bewegen, eine MGH-Arbeitsstelle einzurichten für die Herausgabe der Concilia des 10. und 11. Jahrhunderts. Diese "neue Form der Zusammenarbeit", wie Horst Fuhrmann sie in seinem Jahresbericht würdigte, sollte Schule machen und in den 1970er Jahren zur Einrichtung weiterer Akademie-Arbeitsstellen nach dem Mainzer "Muster" führen. Daneben nahm Harald Zimmermann auch Aufgaben als Betreuer von Editionen wahr, beispielsweise für die Ausgabe der Urkunden Mathildes von Canossa, die 1998 bei den MGH in der Reihe Laienfürsten- und Dynastenurkunden, herausgegeben von Elke und Werner Goez, erschienen ist.
Vor allem aber war Harald Zimmermann für die MGH ein leidenschaftlicher und unermüdlicher Editor. In Nachfolge von Alphons Lhotsky, der für die MGH 1967 die Chronica Austriae des spätmittelalterlichen Theologen und Geschichtsschreibers Thomas Ebendorfer (1388-1464) ediert hatte, widmete Harald Zimmermann sich ein Leben lang dem Werk Ebendorfers. 1994 erschien die über 760 Seiten umfassende Edition von Ebendorfers Chronica pontificum Romanorum in der Reihe Scriptores rerum Germanicarum Nova series. Dauerte es im Anschluss an diese große Edition neun Jahre, bis Zimmermann die Edition von Ebendorfers Chronica regum Romanum mit 1.360 Seiten folgen ließ (MGH SS rer. Germ. N.S. 18, 2003), so erschienen seine nächsten Editionen im Abstand von einem (Tractatus des schismatibus, 20, 2004) oder zwei Jahren (N.S. 21, 2006: Historia Jerusalemitana und N.S. 22, 2008: Catalogus praesulum Laureacensium et Pataviensium), wobei er auf Vorarbeiten von Hildegard Schweigl und Paul Uiblein zurückgreifen konnte. Zuletzt erschien, als Harald Zimmermann bereits 84 Jahre alt war, die Edition des Diarium sive tractatus cum Boemis (N.S. 25, 2010). Im Deutschen Archiv publizierte er noch im letzten Jahr eine Miszelle über Thomas Ebendorfer als Mediziner (DA [2018] S. 715-718).
Obwohl Harald Zimmermann keine einzige Jahresversammlung der Zentraldirektion versäumte, gab er mitunter zu erkennen, dass ihn die Sitzungen langweilten: Gelegentlich stand er - zum Missvergnügen von Horst Fuhrmann, dem damaligen Präsidenten der MGH - auf, zog einen Editionsband aus dem Regal und machte sich Notizen für eine seiner Editionen. Auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts schätzte Harald Zimmermann nach ihren Editionsleistungen ein und konnte beim damals noch üblichen "Rapport" bohrende Nachfragen stellen. Die Sekretärinnen dagegen wie auch die Frauen der Kollegen begrüßte er als Kavalier alter österreichischer Schule mit Handkuss.
Die Geschicke der MGH verfolgte Harald Zimmermann auch nach seinem Ausscheiden aus der Zentraldirektion mit großer Aufmerksamkeit. Im letzten Jahr freute er sich über die Jubiläums-Festschrift der MGH; nicht zuletzt, weil sie ihm ein Beweis dafür war, dass die MGH auf einem guten Weg sind.
Die MGH werden Harald Zimmermann ein ehrendes Andenken bewahren.
Martina Hartmann
Präsidentin der Monumenta Germaniae Historica