New releases | 22. Feb. 2022

Kathrin Utz Tremp, Warum Maria blutige Tränen weinte

Der Jetzerhandel und die Jetzerprozesse in Bern (1507–1509)

(Schriften 78)
Frontispiz, XXXVI, VIII und 1057 S. mit 16 s/w Abb. und 5 farb. Taf. in zwei Teilen. 8°. 2022.
ISBN 978-3-447-11647-3    Ln. EUR 165, —


Dem Schneidergesellen Johann Jetzer, Konverse im Dominikanerkonvent in Bern, erschienen 1507 der Geist eines ehemaligen Priors, die hl. Barbara, die Jungfrau Maria und weitere Heilige. Eine Erscheinung der Jungfrau verlieh Jetzer die Stigmata, in einer anderen wurde in ihrer Hand eine Hostie blutig. Danach begann die Pietà in der Berner Dominikanerkirche blutige Tränen zu weinen und sich bei ihrem Sohn zu beklagen, dass man die unbefleckte Empfängnis immer mehr auch ihr zuschreibe. Im Lauf von drei Inquisitionsprozessen stellte sich heraus, dass die Erscheinungen von den Berner Dominikanern inszeniert waren, um ihrer Lehre von der befleckten Empfängnis Marias zum Durchbruch zu verhelfen. 1509 wurden der Prior, der Lesemeister, der Subprior und der Schaffner des Konvents zum Tod auf dem Scheiter-haufen verurteilt. Ende des 19. Jh. wurde jedoch die Behauptung aufgestellt, dass diese Verurteilung ein Justizmord gewesen sei. Obwohl die Akten der Jetzerprozesse bereits seit 1904 gedruckt vorliegen, gelingt vorliegender Studie nun erstmals der Nachweis, dass die Erscheinungen von Anfang an von den Dominikanern geplant waren, diese aber nicht wegen der Wunder-Inszenierung hingerichtet wurden, sondern wegen Hostien-frevel und Ausübung von schwarzer Magie. Der Jetzerskandal warf hohe Wellen weit über Bern hinaus und wurde, etwa in den „Dunkelmännerbriefen“, zu einem gewichtigen reformatorischen Argument gegen ein verderbtes Mönchstum.


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