Textfassungen, Überlieferung und Einordnung (Studien und Texte 62) XXXIV und 138 S. 8°. 2017. ISBN 978-3-447-10751-8geb. EUR 35, -
Die hier erstmals im Überblick vorgestellten Sultansbriefe sind kurze, anonym verfasste und vom 14. bis ins 16. Jh. breit überlieferte Schreiben, denen allen gemeinsam ist, dass sie den Sultan entweder als Adressaten oder Absender haben. Besonders im 15. Jh. stießen sie in Folge der Eroberung von Konstantinopel 1453 durch die osmanischen Türken und der europäischen Kreuzzugsanstrengungen bei den Zeitgenossen auf größeres Interesse. Vor dem Hintergrund der damaligen Türkenkriegspropaganda ist der Inhalt der Briefe allerdings überraschend. Sultane warnten Päpste davor, ihre christlichen Heere sinnlos zu opfern, beeindruckten ihre Briefpartner mit antiker Bildung, drohten mit ihrem Zorn und ihrer Feindschaft, boten ihre konvertierten Töchter zur Ehe mit einem christlichen Herrscher an oder luden europäische Fürsten zum Turnier in die Stadt Babylon ein. Manche Sultansbriefe enthielten sogar Antwortschreiben, z. B. von einem Papst, oder gaben vor, selbst Gegenstück zu einem angeblich vorausgegangenen Brief zu sein. Trotz ihres ungewöhnlichen Inhalts und ihrer breiten Überlieferung wurden die Sultansbriefe in der Forschung bisher kaum beachtet. Die vorliegende Studie stellt daher erstmals ihre verstreute Überlieferung systematisch zusammen. Sie verzeichnet 158 handschriftliche Textzeugen und 17 Druckausgaben, die sechs Textfassungen repräsentieren. Im Mittelpunkt der überlieferungsgeschichtlichen und historischen Einordnung der Sultansbriefe steht die Frage nach der Historizität und Fiktionalität in Texten am Übergang von Spätmittelalter zu Früher Neuzeit.