Herausgegeben von Duane R. Henderson (Quellen zur Geistesgeschichte des Mittelalters 27) XCVIII und 240 S. 8º. 2011. ISBN 978-3-7752-1027-0.geb. € 42,-
Im Zusammenhang mit den sogenannten "Türkentagen" von Regensburg, Frankfurt und Wiener Neustadt (1454-55) verfasste Eneas Silvius Piccolomini, der spätere Papst Pius II. (1458-1464), eine Traumerzählung in Form eines Dialogs, die in der Forschung auch als "Dialogus de donatione Constantini" oder "Dialogus de somnio quodam" bekannt ist. In Eneas' Traum soll anläßlich der Eroberung Konstantinopels (1453) ein Kongress im Paradies stattfinden, zu dem er zusammen mit seinen Gesprächspartnern, dem befreundeten päpstlichen Sekretär Pietro da Noceto, und seinem Mentor, dem 1450 heiliggesprochenen Bernhardin von Siena, eingeladen wird. Diese Handlung stellt den Rahmen für eine Reihe von Gesprächen dar, die eine Vielzahl von Themen und Wissensbeständen aus der Geisteswelt des 15. Jahrhunderts behandeln: von der moralischen Bewertung der Jagd und geographischen Anschauungen antiker und mittelalterlicher Autoren über die (angezweifelte) Echtheit der Konstantinischen Schenkung bis hin zur Begründung und Berechtigung der weltlichen Herrschaft der Päpste und Ausführungen zur spätantiken und fränkischen Kaisergeschichte. Der unvollendet gebliebene Dialogus bezeugt somit zentrale Gedanken der letzten Schaffensphase des Autors nördlich der Alpen und zeigt zahlreiche Ansätze seiner Tätigkeit als zukünftiger Papst. Die Edition bietet erstmals einen auf sämtlichen bekannten Textzeugen beruhenden kritischen Text und erschließt mit einem umfangreichen Kommentar Vorlagen sowie intertextuelle und historische Bezüge.